Um 1890 bestand ein Drittel der damals eine Million Einwohner zählenden Stadt Chicago aus deutschen Einwanderern. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, insbesondere etwas abseits vom Zentrum, wird hin und wieder Spuren entdecken, die von den Deutschen in Chicago hinterlassen wurden. Nach Teil 1 hier nun weitere Fotos, die ich in den letzten Monaten gemacht habe.
Von der Halle des Turnvereins Vorwaerts in Chicago steht heute nur noch das Eingangsgebäude. Diese Stätte hat eine gewisse Bedeutung in der Geschichte der Arbeiterbewegung der Stadt.
Am 26. Juli 1877 hatten sich hier mehrere Hundert deutsche Möbeltischler und ihre Arbeitergeber versammelt, um über den Achtstundentag zu diskutieren. Die Stadt war an diesem Tag in Aufruhr, da auch sie vom landesweiten Streik und Aufstand der Eisenbahner erfasst wurde. Als einige Männer, die vor der Tür standen und Zigarren rauchten, Polizisten beschimpfen, die Leute die Straße hinauf vor sich hertrieben, stürmte die Polizei den Saal und knüppelte auf die Versammelten ein. Diese verteidigten sich mit Stühlen. Die Polizisten begannen zu schießen und der 28jährige Charles Tessman wurde tödlich im Kopf getroffen.
Die Brutalität der Polizei führte dazu, dass viele Arbeiter in der Folgezeit radikaler wurden, was schließlich in den Ereignissen des Jahres 1886, von denen im dritten Auswanderer-Krimi die Rede ist, kulminierte.
Auf dem Torbogen (unter dem Wort "Vorwaerts") steht übrigens das Wort "Turnhalle" - auf den ersten Blick ist das allerdings nur schwer zu erkennen.
An versteckter Stelle im Lincoln Park befindet sich ein Denkmal für John Peter Altgeld. Altgeld wurde 1847 in Deutschland geboren und kam drei Monate später mit seinen Eltern nach Amerika. 1893 wurde er Gouverneur von Illinois. Wohlwissend, dass ihn das die Wiederwahl kosten würde, bezeichnete der Jurist Altgeld nach eingehender Prüfung den Prozess gegen die acht Chicagoer Anarchisten als unrechtmäßig. Die Skulptur im Lincoln Park wurde übrigens von Gutzon Borglum geschaffen, der auch die Präsidentenköpfe am Mount Rushmore in den Fels gehauen hat.
Eine ehemalige deutsche Metzgerei befindet sich ebenfalls im Stadtteil Lincoln Park:
Und der Schriftzug auf diesem Gebäude deutet auf eine Herkunft der Erbauer aus Pommern hin:
Falls ihr so richtig in die damalige Welt der Deutschen in Chicago eintauchen wollt, empfehle ich euch meinen Auswanderer-Krimi "Mit Müh und Not", der 1886 in Chicago spielt.
Der Kampf für den Achtstundentag hat seinen Höhepunkt erreicht und deutsche Arbeiter stehen an seiner Spitze.
Auf einer Kundgebung explodiert eine Bombe und tötet mehrere Polizisten. Die Staatsgewalt hat jetzt einen Grund, die Arbeiterbewegung mit aller Macht zu zerschlagen. Die Brüder Jack und Bob Hunhoff, zwei ehemalige Polizisten aus Chicago, die jetzt im Dakota-Gebiet leben, kehren an ihre alte Wirkungsstätte zurück, um durch eigene Ermittlungen die Freilassung ihres Freundes Andreas Brenner zu erreichen, der nach dem Anschlag verhaftet wurde.
Obwohl es sich hier um den dritten Band einer Serie handelt, ist es für das Verständnis dieses Buches nicht notwendig, die ersten beiden Bände gelesen zu haben.
"Wie auch mit den ersten beiden Bänden schaffte Kai Blum es erneut, mich zu begeistern. Authentisch schildert er die historischen Ereignisse und hat die fiktiven Charaktere mit ihren Erlebnissen gekonnt eingebaut." (Die-Rezensentin.de)
"Man spürt regelrecht die gespannte Atmosphäre in der Stadt." (Histo-Couch.de)
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